10 hours in Hamburg

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Vor einiger Zeit packte mich das große Verlangen nach Hamburg zu fahren! Ganz plötzlich und zu meiner eigenen Überraschung, denn noch nie hatte Hamburg zu den Orten gehört, an denen ich mich wohl fühlte. Und obwohl ich sehr viel Zeit in der Hansestadt verbracht habe (mehr als in Berlin), wurden wir beide nie so richtig warm. Woran es lag, konnte ich mir auch nie erklären. Ich habe es immer auf die Architektur und den weltberühmten Kiez geschoben, für welchen ich mich noch nie begeistern konnte. Bis auf den Hafen und einiger Konzerte, die ich besuchte, gab es nichts, was mein Herz höher schlagen ließ. Ich zählte schon immer zur Berliner Fraktion, wobei die meisten meiner Freunde die Perle Norddeutschlands bevorzugten. In Deutschland gab es schon immer ein “Entweder-oder”, was diese beiden Konkurrenten anbelangte. Ich habe persönlich niemanden kennen gelernt, der sich zwischen diesen beiden Berühmtheiten entscheiden konnte. Darum gab es auch für mich nur schwarz, oder weiß. “Ich mag Hamburg nicht unbedingt. Ich gehöre zu den Berlinliebhabern!”, war meine Antwort auf die Frage, welche der beiden Städte ich bevorzugte. Warum verspürte ich dann also auf einmal diese “Sehnsucht”? Um dies herauszufinden, machte ich mich zusammen mit einer Freundin auf den Weg gen Norden! Und wer hätte gedacht, dass sich meine Meinung bezüglich all dessen ändern würde? Ich ganz bestimmt nicht!

Es ist nun schon zwei Wochen her, als wir uns an einem Samstag auf den Weg machten. Die Luft war drückend. Kaum setzte ich einen Fuß vor die Tür, fing ich an zu jammern. Meine Hoffnung lag darin, dass zwei Stunden nördlich ein frischer Wind wehen und mich von dieser sommerlichen Vorhitze, die ein Gewitter im Schlepptau hatte, befreien würde. Am Bahnhof angekommen, wartete ich auf meine Freundin. Es war sehr heiß und ich bereute kein Kleid angezogen zu haben. Stattdessen war ich komplett in schwarz gekleidet, welches die Sonne umso weniger auszuhalten ließ. Meine Laune bewegte sich Schritt für Schritt weiter abwärts Richtung Keller. “Na toll! Ich schwitze jetzt schon wie ein Schwein und habe nicht einmal eine dämliche Sonnenbrille”, fluchte ich leise vor mich hin und dachte an den Sommer 2012, als ich jene Sonnenbrille im Atlantik verlor. Als ich dann den Zug anrollen sah, meine Freundin jedoch nicht, schrieb ich ihr panisch eine SMS: “Der Zug kommt!”. Im gleichen Moment rief sie mich an, verzweifelt auf der Suche nach einem Parkplatz. Ich machte mich auf den Weg zu ihr. Den Zug würden wir eh nicht mehr erwischen. “Ob das ein Zeichen dafür ist, dass meine Sehnsucht falscher Alarm war und mich Hamburg nicht bei sich haben wollte…?, fragte ich mich in Gedanken, als wir uns letztendlich mit unseren Autos auf den Weg in die nächstgelegene Stadt machten, denn weitere zwei Stunden Wartezeit für den nächsten Zug wollte ich bei der Hitze nicht in Kauf nehmen. Dies hätte für alle Beteiligten unschön geendet.

Angekommen in “Hamburch”, machten wir uns auf den Weg zu einem Laden, den ich über Pinterest entdeckt habe und nicht weit vom Bahnhof entfernt ist:

Mutterland

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Dieser zuckersüße Delikatessenladen besticht mit seiner Einzigartigkeit in Design, Atmosphäre und Produktplatzierung und ließen mein Kauffrauherz höher schlagen. Jedes kleinste Detail nahm ich strengstens unter die Lupe und fand pure Perfektion. Ich kam mir vor wie in einem Schlaraffenland, umgeben von allen Leckerein wie Schokolade, vertrauten Bonbons aus Kindertagen, Pechkeksen (“Das Wetter ist nicht launisch. Es kann dich einfach nicht leiden.”, war meine Pechkeksbotschaft und passte perfekt zu diesem Tag), sowie auch Salz, Kaffee und vielem mehr, womit man seine heimische Speisekammer füllen konnte. Wer etwas länger in den Genuss dieses attraktiven Ambientes kommen möchte, kann es sich in dem dazugehörigen Café gemütlich machen und leckere Törtchen naschen, oder aber sich online eine LKW-Ladung all dieser Köstlichkeiten nach Hause liefern lassen. Lohnenswert ist es allemal!

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Mutterland Stammhaus | Ernst-Merck-Straße 9, Ecke Kirchenallee | 20099 Hamburg / St. Georg


 

Nach diesem perfekten Start unseres Hamburger Tagesabenteuers, machten wir uns auf den Weg Richtung Rathaus, welches mit Abstand eines der schönsten in ganz Deutschland ist! Mit meiner Freundin, welche einige Zeit in Hamburg gearbeitet hat, hatte ich meine perfekte Begleitung  an meiner Seite. Dank ihr fing ich an Hamburg mit anderen Augen zu sehen. Wir schlenderten an großartiger Achitektur, süßen Cafés und Restaurants vorbei, probierten alle Cremes aus, die wir in Parfümerien und Drogerien finden konnten und verloren uns in den unglaublich wohlwollenden Duftwolken Korres (ein unglaublicher Duft!)! Betört von diesem Duft der Bergamotte, begaben wir uns auf die Suche nach einem weiteren Café, welches ich ebensfalls auf Pinterest ausfindig gemacht habe und unbedingt ausprobieren wollte. Nach kurzzeitiger Orientierungslosigkeit, welche jedoch keinen Abbruch tat, da wir mit einem wundervollen Ausblick auf das Rathaus belohnt wurden, sind wir schnell fündig geworden und sagten “Salut, Paris!”:

Café Paris

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Schon beim Betreten des Café Paris, spürt man diesen ungebrochenen Pariser Charme des frühen 20. Jahrhunderts, den man nicht beschreiben, sondern erleben muss (wer schon einmal in Paris war, weiß, was ich meine). Dieses wunderbare Jugendstilambiente, welches durch geflieste Wände und Decken, sowie der leuchtenden Glühbirnen verstärkt wird, trumpht mit einer grandiosen französischen Karte! Die Karte ist sehr übersichtlich und doch fiel es mir schwer eine Entscheidung zu treffen, da ich einfach alles essen wollte. Letztendlich entschied ich mich für einen Kaffee und meinem ersten Croque Madame, die französische Variante eines Sandwiches, welches mit Käse, Schinken (in meinem Fall frischen Tomaten) und einem Spiegelei serviert wird. Und was soll ich sagen: Es war magnifique! Seit jeher kann ich an nichts anderes mehr denken…

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Café Paris | Rathasustraße 4 | 20095 Hamburg


 

Kugelrund und glücklich hieß es nun: Shoppingalarm. Obwohl ich nach einigen Dingen gesucht habe, bin ich alles andere als fündig geworden. Deprimiert versuchte ich mich damit aufzumuntern, dass ich meine Freundin mit einigen Beautyprodukten vertraut machen und sie für meine all time favorite Handcreme von L’Occitane (best one ever!) begeistern konnte. Wiederum machte sie mich mit dem Alsterhaus (dem Hamburger Pendant zum KaDeWe) und dem ein oder anderen Laden mit unwiderstehlichem Olivenöl und fantastischem Salz bekannt. Da die altbekannte “Kaffeezeit” immer näher rückte und von diesem himmlischen Croque Madame nicht mehr viel übrig war, machten wir uns auf den Weg zu:

Gretchens Villa

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Dieses Goldstück lässt jedes Frauenherz höher schlagen! Ich bin mir sicher, dass es keine weibliche Person gibt, deren Augen bei diesem Anblick von purer Shabby Chic Romantik nicht anfangen zu funkeln. Auch wenn ich nicht das typische “Mädchen” bin, habe selbst ich dieses Funkeln in meinen Augen zu spüren bekommen! Beim Bestaunen dieses Traums in weiß und türkis, fielen mir zwei kleine Erdberr- und Blaubeertörtchen auf, welche nur darauf warteten, von mir verspeist zu werden. Gesagt, getan und keine halbe Stunde später waren auf meinen ebenso romantischen Tellern nur noch vereinzelte Krümel übrig geblieben. Wir hielten uns eine ganze Weile bei Gretchens Villa auf. Wahrscheinlich, weil wir uns heimisch fühlten und der Kuchen wie bei Oma schmeckte. Pures Glück!

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Gretchens Villa | Marktstraße 142 | 20357 Hamburg


 

Am Ende des Tages beobachteten wir die Sonne dabei, wie sie die roten Backsteinhäuser der Speicherstadt zum Leuchten brachte. Wir waren erschöpft. Dabei wollten wir unbedingt zu dieser Strandbar in St. Pauli! Wie sehr hatte ich mich auf ein kühles Bier gefreut, aber mein Körper wehrte sich immens! Als wir uns dann, irgendwo zwischen Speicherstadt und Hafen setzten, um etwas Kraft zu schöpfen, legten wir den Gedanken nach St. Pauli zu fahren ab und machten uns auf die Suche nach der nächstgelegenen U-Bahn Station. Es war nicht einfach diese zu finden, somit rannten wir wild drauf los. Als wir dann doch das große blaue “U” entdeckten, hätte ich niemals erwartet in dem beeidruckendsten U-Bahnhof aller Zeiten zu landen:

U-Bahnhof HafenCity Universität

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Ein spektakuläres Farbspiel, welches wir ganz für uns hatten!

 

Man kann sagen, dass dieser Tag zu einem dieser ganz bestimmten Tage gehört, die man sich nicht besser hätte ausmalen können. Gefüllt mit quirligen Frauengesprächen, ganz viel Beauty und wunderbarem Essen. Er fing ungewollt chaotisch an, endete aber umso perfekter. Aber nicht nur die Orte und Momente, in denen man eintaucht machen es perfekt, sondern die Menschen, mit denen wir sie entdecken und erleben. Sie sind es, die uns alles bewusster spüren und erleben lassen. Vielleicht war es die innere Sehnsucht, die mir sagte, dass ich genau das mit einem meiner Herzensmenschen erleben sollte! Danke Hambrug, meine Perle!

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