Schwarz auf Weiß – The Art of Ch. Lühe

Christian Lühe. 25 Jahre alt. Ausnahmetalent aus Salzwedel.

Beim ersten Anblick der “Art of Ch. Lühe”, sprengte diese jegliches Vorstellungsvermögen, welches ich bis dato im Bezug auf Kunst hatte. “Das kann nicht gezeichnet sein! Das sieht aus wie eine Fotografie! Jaaa, das muss ein Foto sein…”, dachte ich, nachdem sich mein kurzzeitig abwesendes Bewusstsein vor Staunen und Bewunderung wieder zurückmeldete. Wie ist es möglich, das menschliche Auge auf solch perfekte Art und Weise zu täuschen, dass man zwischen Malerei und Fotografie nicht unterscheiden kann? Dies erlangt man durch unausgesprochen großes Talent, Perfektion und einer besonderen Technik, mit der Christian Lühe seine Bilder zeichnet.

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“Mein Zeichenstil nennt sich fotorealistisches Zeichnen, oder vielleicht auch hyperrealistisches Zeichnen. Eines meiner Bilder, das mit den Ureinwohnern Afrikas, einem alten Volk, das im Tal des Omo lebt, ist im hyperrealistischen Stil. Viele meinten, dass es 3D-mäßig aussieht. Darin besteht auch der Unterschied zum fotorealistischen Zeichnen. Es sieht echter aus. Es ist schwer zu erklären. Das kann man sich so wie beim HD Fernseher vorstellen.”. Mit 18 oder 19 Jahren hat Christian Lühe angefangen sich auf diesen Zeichenstil zu spezialisieren. Als ich ihn nach seiner Inspiration fragte, deutete er auf ein Poster, welches an einer Wand hing. “Der da!”, sagte er und mein Blick fiel auf ein Wesen, welches bedrohlich und angsteinflößend wirkte. Alien, ein Film von Ridley Scott aus dem Jahre 1979, für den der schweizer Künstler HR Giger eigens den Alien schuf, den wir alle schon einmal gesehen haben. “HR Giger hat auch Airbrush Sachen gemacht. Und dann noch Luis Royo”. Er reichte mir ein Buch mit Zeichnungen von Luis Royo, ein spanischer Maler, der zu den wohl bekanntesten Vertretern der “Heroic Fantasy Art” gehört. “Das waren so Dinge, die mich inspiriert haben und dann habe ich damit angefangen. Natürlich habe ich am Anfang erst Frauen gezeichnet und dann habe ich irgendwann angefangen mit Airbrush zu arbeiten.”. Sein ganzes Können hat er sich selbst beigebracht. Mit Hilfe von Fachbüchern und YouTube Videos, sogenannten “Tutorials”, bei denen man jeden einzelnen Schritt verfolgen, pausieren oder zurückspulen kann. Technik von heute macht es möglich.

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Neben der Airbrushpistole, die zierlich und fast schon unbedeutend erscheint, jedoch ein kleines Vermögen kostet, und einem großen Sammelsurium an anderen zeichnerischen Hilfsmitteln, benutzt Christian Lühe für den Großteil seiner Werke Bleistifte. “Jetzt ganz neu arbeite ich mit diesen Farber-Castell Buntstiften. Diesen Kasten habe ich jetzt ein knappes Jahr und davon mache ich ein halbes Jahr die Bilder jetzt mit Farbe. Es ist mal was anderes.”. Ganz ohne Frage ist jedes künstlerische Hobby ein sehr kostspieliges. “Alles, was Spaß macht ist teuer.”, sagt er und lacht. Ich, als Hobbyfotografin, weiß genau wovon er spricht. In Christian Lühes kleinem “Atelier” findet man das ein oder andere Buch gefüllt mit Fotografien, welche er sich kauft, um von diesen abzuzeichnen. Eine weitere kostspielige Investition, die sich augenscheinlich jedoch sehr lohnt. “Mich inspirieren zum Beispiel dramatische oder alte Motive, bei denen die Menschen das alles vergessen haben. Zum Beispiel der Irakkrieg, wo Bilder entstehen, von denen die Außenwelt sonst nichts mitbekommen würde. Bilder zu zeichnen, bei denen der Betrachter als erstes denkt “Wow…”.”. Dann erzählte er mir von seinem Lieblingswerk, welches ihm dabei half sich einen Namen zu machen (“Der große Durchbruch für den kleinen Mann”, wie es Christian Lühe sehr schön in Worte gefasst hatte) und dessen Hintergrundgeschichte mich berührte. Die Frau mit dem roten Kopftuch. “Bei diesem Bild hat der Fotograf in dem Moment abgedrückt, als die Frau gesehen hat, wie ihre Familie hingerichtet wurde. Das kam ganz gut an, als ich es gezeichnet habe”. Ich finde es bemerkenswert, dass Christian Lühe sich Motive aussucht, die ihn nicht nur auf den ersten Blick inspirieren, sondern bei denen er sich auch Gedanken zu deren Hintergrundgeschichten und somit aufmerksam auf Geschehnisse macht, die bei uns in Vergessenheit geraten sind, oder von denen wir ansonten niemals erfahren hätten. Ich denke, dass man dadurch eine ganz andere Bindung zu seinem eigentlichen Werk aufbaut und jeden einzelnen Strich mit mehr Herz setzt. Christian Lühes Kunst ist aufwendig. Sehr aufwendig. “Es ist unterschiedlich wie lange ich für ein Bild brauche. Je nachdem wie ich Lust und Laune und auch Zeit habe. Auch wie schwierig es ist, das Bild zu malen. Es kann sein, dass ich nach einer Woche fertig werde, oder aber auch erst nach einem Monat.”. Das Bild, für welches er bis jetzt zwei Monate und somit am längsten brauchte, ist mein Lieblingsbild und jenes, wodurch ich auf “The Art of Ch. Lühe” aufmerksam wurde: Zombie Boy. Oder wie ich ihn nenne: Skull Guy. Ein Portrait des kanadischen Perfomancekünstlers und Models Rick Genest, der 176 Insekten- und 139 Knochen-Tattoos sein Eigen nennt. Dieses Bild hat mich so sehr fasziniert, dass ich es mir unzählige Male am Tag angeschaut habe. Umso erstaunter war ich, als ich herausfand, dass dies nicht nur eine Zeichnung ist, sondern dieser Mensch wirklich existiert. So sehr kann Kunst uns in seinen Bann ziehen.

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Mit 3.725 plus Follower auf Facebook und einer geplanten Vernissage in Berlin, die 2015 stattfinden soll, ist Christian Lühe auf dem besten Weg zum Erfolg. Als ich ihn fragte, ob ihn die weiteren 17 Bilder, die er für die bevorstehende Vernissage zeichnen soll unter Druck setzen, beantwortet er mir die Frage mit einem nein. “Natürlich sind 17 Bilder eine Menge, aber unter Druck setzt es mich nicht, nein. Ich darf mir ja so viel Zeit lassen, wie ich dafür brauche.”. Er ist der Meinung, dass gute Dinge seine Zeit brauchen. “Man sollte beim Zeichnen mehrere Pausen machen, dann sieht man beim nächsten Mal auch die Fehler, die man ausbessern kann. Wenn ich jedoch von morgens bis abends durchzeichne, nur um es fertig zu bekommen, das funktioniert nicht, denn dann sieht das Bild nicht gut aus.”. Mit wahrscheinlich jedem Künstler auf dieser Welt, teilt Christian Lühe das gleiche Schicksal, wenn es um das Verkaufen seiner Bilder geht. “Es ist wie so ein kleines Baby, von dem man sich nicht gerne trennt, aber davon möchte ich irgendwann leben, also muss es ja irgendwie weitergehen.”. Ein Leben ohne Kunst wäre für ihn unvorstellbar. “Kunst bedeutet für mich Freiheit und Ruhe.”. Es fällt ihm schwer zu beschreiben, was Kunst für ihn bedeutet, findet jedoch die passenden Worte. “Ich mache es gerne. Kunst ist relativ, Kunst ist ganz groß. Es ist mein Lebenswerk, das ich mir gerade aufbaue. Daran halte ich mich jetzt fest.”. Die Kunst ist sein Lebensinhalt und wäre ohne diese langweilig. Ich frage ihn, wo er sich in 10 Jahren sieht und was er in seiner weiteren Karriere erreichen möchte. “Weitere Ausstellungen machen. Im Ausland zum Beispiel.”. Ich frage ihn, welches Land ihn am meisten interessieren würde. “Ein Freund, dessen Schwester in Brasilien lebt, hat zu mir gesagt, dass es dort ganz viele Künstler gibt, die dort höher angesehen werden. Oder in Paris mal eine Ausstellung zu machen, das wäre auch mal was. Dort, wo die Kunststädte sind, dort bekannt zu werden, das wäre richtig cool.”. Mit dieser Aussage hat er laut gesagt, was ich denke. Und zwar, dass es andere Länder gibt, in denen Kunst eine wichtigere und noch größere Rolle spielt, als sie es in Deutschland tut.

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Christian Lühe ist, wie auch ich, der Ansicht, dass Facebook und andere Plattformen dieser Art es Künstlern heutzutage defintiv leichter machen, Bekanntheit zu erlangen. “Die Idee zu einer eigenen Seite auf Facebook kam eher spontan. Ich hatte es bei anderen gesehen und dachte mir, dass ich das auch mal probieren könnte. Natürlich lief es anfangs nicht so gut. Da hatte ich 70 Fans. Gut, das waren die Freunde aus Salzwedel.”, sagte er mir ehrlich und lacht. Aber so ist es bei jedem. Die ersten Schritte zum Erfolg werden von Familie und Freunde begleitet. “Nach und nach wurde es dann besser. Da hat man andere Künstler kennen gelernt, die einen dann auch unterstützt und Werbung gemacht haben. Dadurch habe ich dann mehr gezeichnet und wiederum wurde die Fanbase dadurch auch größer.” Christian Lühe ist der Inbegriff der Bescheidenheit. “Es reicht mir, wenn ich bekannt bin. Wenn man eines meiner Bilder sieht und weiß, dass es von mir ist. Geld ist relativ, aber es wäre natürlich nicht schlecht.”. Zum Schluss unseres Interviews frage ich ihn nach seinem Motto, etwas, das ihn in schwierigen Zeiten nach vorne schauen lässt. “Niemals aufgeben und immer an das festhalten, woran man glaubt. Dann wird es schon. Von nichts kommt nichts. Es ist kein Zuckerschlecken, aber man muss dafür hart arbeiten.”. Und wieder spricht er meine Gedanken laut aus. “Man braucht kein Kunststudium. Talent ist einem geschenkt, aber man muss es fördern. Ich habe mir auch alles selbst beigebracht und irgendwann hat es geklappt.”.

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Mit einer unglaublich bescheidenen Art, seinem atemberaubenden Talent und genau dieser Art von Lebenseinstellung wird Christian Lühe es einmal weit bringen. Wie weit, das hängt allein von ihm ab, aber ich weiß, dass er all das erreichen wird, was er sich vornimmt. Seine Zukunft ist dabei sich zu formen und wird sich ihm malerischer darbieten, als er es sich jemals erträumt hätte. Ich bin von seinem Können sprachlos und seiner Persönlichkeit positiv beeindruckt. Auf die bevorstehende Vernissage in Berlin bin ich schon jetzt sehr gespannt.

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